Indonesien ist weit mehr als nur Bali

Philipp Hämmerli | 21. Februar 2025

Der Westen kennt das Inselland vornehmlich als günstiges, aber fernes Urlaubsziel mit traumhaften Stränden. Das wird dem islamistisch geprägten Riesen in Südostasien aber nicht gerecht. Natur- und Humankapital sind in Hülle und Fülle für den Ausbau von Aquakulturen vorhanden. Ein Besuch durch Bonafide war daher längst überfällig.

Quelle: Bonafide

Zweitlängste Meeresküsten

Der über 17‘000 Inseln umfassende Staat in Südostasien ist ein versteckter Gigant, dessen wahres Potenzial weit über der aktuellen Wirtschaftsleistung liegt. Sowohl mit der Bevölkerungsanzahl, die für 2025 auf 286 Mio. Menschen geschätzt wird, als auch bezüglich der Landfläche, die 1.9 Mio. Quadratkilometer beträgt, muss sich der Inselstaat keineswegs verbergen.

Flächenmässig ist Indonesien mehr als fünfmal so gross wie Deutschland und bezüglich Population das viertgrösste Land der Welt direkt hinter China, Indien und den USA. Der kompetitive Vorteil liegt jedoch bei der schieren Länge der Meeresküsten. Sie erstreckt sich über 99‘083 km und ist damit fast viermal so lang wie jene von Norwegen. Indonesien ist wie gemacht für Aquakulturen, die auf Meereswasser in der Südhemisphäre angewiesen sind.

Quelle: Bonafide

Haushalte leben vom Tageseinkommen

Die indonesische Bevölkerung in ihrer Gesamtbetrachtung ist jedoch arm, teilweise bitterarm. 80% der Haushalte können sich lediglich Ausgaben von weniger als 2 Mio. indonesischer Rupien (IDR) pro Monat leisten. Das entspricht rund 120 US-Dollar. Ein tiefer Graben zwischen (Haupt-)Stadt und Land lässt sich sowohl beim unterschiedlichen Mindestlohn als auch dem BIP pro Kopf ablesen. Auf der Insel Lombok, die zur Region West-Nusa-Tenggara zählt, lag der monatliche Mindestlohn für 2024 bei 2.4 Mio. IDR, in Jakarta mehr als doppelt so hoch bei 5.1 Mio. IDR.

Das BIP pro Kopf beträgt im Raum Jakarta rund USD 20‘000, in allen anderen Regionen durchschnittlich USD 4‘000. Entsprechend gibt es auch zahlungskräftige Konsumenten, die in Shopping-Malls von schierer Grösse gerne auch westliche Preise für Sneakers von Nike und Co. bezahlen. Die reichsten 1% in Indonesien stellen immer noch 2.8 Mio. Menschen dar.

Quelle: Bonafide

Staatliche Stimulus-Aktionen

Regierung und Wirtschaftsfachleute sind sich einig, dass der verarmten Bevölkerung geholfen werden muss, um den Binnenmarkt zu stärken. Gerade im Lebensmittelbereich eröffnet dies Chancen. Günstige tierische Proteine wie Hühnchen oder Tilapia werden mit zunehmender Kaufkraft stärker nachgefragt. Schweinefleisch hat es schwer, sind doch fast 90% der Bewohner dem Islam zugehörig. Ein Stimulus-Paket in Höhe von 16 Mrd. USD (1% des GDP), das u.a. eine Erhöhung des Mindestlohns um 6.5% beinhaltet, ist unterwegs.

Regierungen schreckten in der Vergangenheit auch nicht davor zurück, drastische Massnahmen zu beschliessen, um die lokale Lebensmittelversorgung zu stärken. Zum Beispiel ist seit 2017 der Import von Mais verboten, was zu einer erhöhten, inländischen Produktion geführt hat. Vergangenes Jahr fanden Neuwahlen statt und die neuformierte Regierung wird bald ihre Ziele und Strategie für die Legislaturperiode bis 2029 verkünden. Dass Aquakulturen gefördert werden sollen, ist Konsens. Die Frage ist wie umfangreich allfällige staatliche Förderprogramme lanciert werden.

Quelle: Bonafide

Wachstum über dem globalen Durchschnitt

Die Opportunitäten in Indonesien respektive der gesamten ASEAN-Region (580 Millionen Menschen) sind immens. Für die Region wird ein reales Wirtschaftswachstum von fast 5% prognostiziert, davon können die entwickelten Märkte nur träumen. Das Humankapital ist günstig, entsprechend dürften einige Weltkonzerne ihre Produktionsstandorte früher oder später auch nach Indonesien diversifizieren.

Innerhalb des Fish & Seafood-Sektors sehen wir Chancen für Konsolidierungen bei hochpreisigen, exportorientierten Spezies wie Vannamei Shrimp und zur Optimierung der Zuchtmethoden mittels technologischen Fortschritts. Der Ausbau von Aquakulturen im offenen Meer wie wir sie in Norwegen, Chile oder Japan kennen, steckt noch in den Kinderschuhen. Es braucht Pioniere und Kapital, welches dieses Abenteuer wagen.

Quelle: Bonafide

Tierwohl und Umwelt steht (noch) hinten an

Gleichzeitig sind die Risiken nicht zu unterschätzen. Die Unternehmen bilden ihre Arbeitskräfte gezwungenermassen selbst aus oder schicken sie zu den Futtermittellieferanten, die sie dann auf ihre Produkte trainieren. Der nachhaltige Umgang mit der Umwelt ist in Indonesien noch nicht angekommen. Angesichts des täglichen Überlebenskampfes mit geringen Einkommen verständlich. Die Verschmutzung, insbesondere der Gewässer ist aber keinesfalls zu unterschätzen.

Zu guter Letzt liegen die Tierwohlstandards im Vergleich zu Europa tiefer. Gerade beim Tötungsprozess (kurz und möglichst stressfrei) besteht Luft nach oben. Gerade hier liegt der Reiz für ausländische Investoren, nicht nur Geld zu verdienen, sondern auch Jobs zu schaffen und die Umweltauswirkungen zu minimieren.

Quelle: Bonafide

Abonnieren Sie unsere News-Updates

Bleiben Sie dank unseren Updates über die Entwicklung unserer Fonds und den Fish & Seafood-Sektor auf dem neusten Stand.

Kommentare