Jahresausblick – 10 Prognosen für 2023

Marco Berweger | 03. Januar 2023

Zwischen Rezession und Resilienz: Anleger sollten sich im neuen Jahr auf volatile Kapitalmärkte einstellen. Aktiv gemanagte Aktienanlagen in Zukunftsthemen bieten interessante Investitionsmöglichkeiten in einem gut diversifizierten Portfolio. Ob Krise oder Euphorie – die globalen Makrotrends werden zu einer Transformation unserer Welt und damit auch unseres Verhaltens führen. Dazu gehört definitiv auch das Thema Ernährung der Menschheit. Ein gesundes, nachhaltig produziertes und ressourceneffizientes Protein wie der Fisch dürfte dabei zu den Gewinnern zählen. Wir schauen zurück auf ein ereignisreiches Jahr 2022 und geben 10 Prognosen fürs neue Jahr ab. Eines vorweg – das Zeitalter der Fische hat erst begonnen.

“You’ve got to think lucky. If you fall into a mudhole, check your back pocket – you might have caught a fish.”

-Darrell Royal

Jahresrückblick 2022: Pandemie, Krieg, Klima – und ein bisschen Hoffnung

2022 war ein ereignisreiches Jahr – sowohl für den Fish & Seafood Sektor wie auch für die Finanzwelt. Themen wie der Krieg auf europäischem Boden, Nachwirkungen der Pandemie, politische Machenschaften, Inflation oder Zinserhöhungen hatten Auswirkungen auf die globale Wirtschaft und jedes einzelne Unternehmen. Börsentechnisch sorgten Ereignisse rund um Elon Musks Twitter-Deal oder der Rekord-Sturz der Meta-Aktie für viel Furore und mediale Aufmerksamkeit. Das vergangene Jahr hat gezeigt, wie «verwoben» unsere Welt ist und dass die Globalisierung nicht nur positive Seiten kennt
Aufgrund zahlreicher makroökomischer Herausforderungen, vieler Unsicherheitsfaktoren und hohen Aktienbewertungen zu Beginn des Jahres kannten die globalen Börsenindizes vor allem eine Richtung – nach unten. Insbesondere die lange gefeierten Tech-Aktien, welche in den vergangenen Jahren zusätzlich von den passiven Flows profitierten, verloren teils massiv an Börsenwert. Weit abseits dieses Geschehens befanden sich die Unternehmen des Fish & Seafood-Sektors.

Eine kontinuierlich wachsende Nachfrage nach Fish & Seafood, der Trend hin zu gesunder Ernährung und das langsame Zurückkehren der HoReCa-Absatzkanäle (Hotel/Restaurant/Catering) waren gute Voraussetzungen für ein erfolgreiches Jahr für Seafood-Investoren. Die ebenfalls durch COVID ausgelöste Angebotsverknappung und die zugleich starke Nachfrage sorgten, unter anderem beim Lachs, für neue Rekordpreise. Für Betreiber von Lachsfarmen wie Mowi oder SalMar ist dieses Marktumfeld hervorragend geeignet, um satte Gewinne zu erzielen. Dementsprechend haussierten die Aktien der Produzenten im ersten Quartal. Dies in einer Zeit, in der die globalen Märkte bereits starke Korrekturen hinnehmen mussten. Die Bonafide-Fonds konnten sich in dieser turbulenten Zeit mit positiven Renditen klar als Outperformer positionieren.

Das Umfeld blieb auch im zweiten und in weiten Strecken des dritten Quartals positiv. Trotz Faktoren wie der Rohstoffinflation, verteuerten Energiekosten und steigenden Zinsen konnten sich die Unternehmen behaupten. Fische können Futtermittel deutlich effizienter in Körpergewicht umwandeln als andere tierische Proteine. Dies führte in Zeiten höherer Rohstoffinflation zu einem Kostenvorteil, da die Futterpreise (Inputkosten) unterproportional ansteigen. Die soliden Bilanzen mit verhältnismässig tiefen Schuldenquoten halfen gegen steigende Zinsen. Die verbesserten Produktionsprozesse unterstützen die Unternehmen dabei, die Energiekosten tief zu halten. In Kombination mit einem guten Ausblick für den Sektor liess dies Seafood-Investoren ruhig schlafen. Die Bonafide-Fonds behaupteten sich weiterhin mit leicht positiven Renditen.

Der folgende, erneute Abwärtstrend der Aktienmärkte hinterliess auch im Seafood-Universum seine Spuren und führte zu Kursverlusten. Ende September folgte der Schock: Die norwegische Regierung veröffentlichte ihren Vorschlag, eine neue 40%ige Ressourcensteuer für heimische Lachs-Aquakulturen einzuführen. Dies führte zu Kurseinbrüchen von bis zu 30% bei den betroffenen Unternehmen. Weitere Details dazu können in diesem Blog nachgelesen werden. Dies hat wieder einmal gezeigt, wie wichtig Diversifikation innerhalb des Portfolios ist.

Der Rest des Jahres ist schnell erzählt. Es wurde viel über die neue Steuer diskutiert, es gab dazu bereits erste kleine Klärungen im positiven Sinne und die norwegischen Lachs-Aquakultur-Unternehmen befanden sich auf Erholungskurs. Schliesslich änderte sich nichts an den positiven Aussichten für den Fish & Seafood-Sektor für die Zukunft. Die Chancen zeigen sich vielfältig.

Viel wichtiger als der Blick zurück ist der Blick nach vorne. Nachfolgend erläutern wir 10, teils gewagte, Prognosen fürs neue Jahr und geben einen Überblick was uns erwartet.

10 Prognosen fürs neue Jahr

Wir wagen den Blick in die Glaskugel. Von Norwegen, über Chile bis nach Japan. Zahlreiche Märkte und Seafood-Unternehmen bieten Investitions-Chancen für das neue Jahr.

1. Fischkonsum hält sich robust

Die Lebensmittelpreise werden erst einmal hoch bleiben und weitere Preissteigerungen sind angekündigt. Viele Faktoren verändern die Situation in der Landwirtschaft und der Lebensmittelbranche. Die Kosten für Energie, Düngemittel und Futtermittel sind stark gestiegen, Arbeitskräftemangel und Mindestlohn verteuern unterdessen die Personalkosten. Während der Konsum für gewisse tierische sowie pflanzliche Proteine im Jahr 2023 rückläufig sein wird, erwarten wir einen stabilen oder sogar leicht steigenden globalen Fischkonsum. Einerseits durch die effektivere Futtermittelverwertung, welche zu einem relativen Kostenvorteil und damit weniger starken Preisanstiegen führt. Anderseits bietet der Fischmarkt Produkte in sämtlichen Preiskategorien. Vom Grundnahrungsmittel bis zum Premiumprodukt wie beispielsweise dem Lachs oder dem Yellowtail Kingfish. Rund 65% des Lachses werden in Ländern konsumiert, in welchen im Schnitt weniger als 15% des Einkommens für Nahrungsmittel ausgegeben werden. Diese Bevölkerungsschicht fragt trotz Inflation hochwertige Lebensmittel nach – «Gegessen wird auch in Krisen».

2. Lachspreis liegt 40% über dem langjährigen Durchschnitt

Eine wachsende globale Nachfrage nach gesundem und nachhaltigem Lachs trifft auf ein beschränktes Angebot. Das Zurückhalten der Investitionen der norwegischen Züchter aufgrund der angekündigten Steuererhöhung, und die nach wie vor präsenten Auswirkungen der Pandemie führen zu einer weiteren Angebotsverknappung. Unsere Analysten rechnen mit einem durchschnittlichen Lachspreis von NOK 85.00 [EUR 8.10] für das Jahr 2023 (10-Jahresdurchschnitt: NOK 60.00 [EUR 5.70]). Dies führt zu hervorragenden Margen. Insbesondere Regionen wie Chile profitieren zudem von der neuen Steuer in Norwegen.

Vor zehn Jahren wussten nur wenige Menschen in Vietnam, was Lachs ist. Jetzt weiss «jeder» in Vietnam, was Lachs ist. In vielen Supermärkten ist «laks from Norge» (norwegischer Lachs) zu einer eigenen Kategorie im Kühlregal geworden.

-Orjan Kjaervik Olsen, Landesleiter für neue Märkte im Norwegian Seafood Council

3. Zweistellige Dividenden-Renditen in Chile

Die aktuell günstigen Bewertungen, in Verbindung mit dem guten Geschäftsverlauf, belohnen die Investoren im chilenischen Seafood-Sektor, wie auch schon im letzten Jahr, mit attraktiven zweistelligen Dividenden-Renditen. Dies, in Kombination mit dem Upside-Potenzial der Titel, ist eine hervorragende Investitions-Opportunität in einem Markt, welcher für viele Investoren noch unentdeckt ist. Im November des vergangenen Jahres besuchten unsere Analysten zahlreiche Unternehmen vor Ort. Dies hat den positiven Eindruck weiter verstärkt.

4. Norwegische Lachsunternehmen mit Aktienrückkauf-programmen

Die norwegischen Lachsunternehmen erzielen hohe Cashflows, welche in den vergangenen Jahren grossmehrheitlich für neue Investitionen eingesetzt wurden. Dies ist in einem schnell wachsenden Sektor sinnvoll. Das erwirtschaftet Geld wird eingesetzt, um die Produktion effizienter zu gestalten, weiteres Wachstum zu ermöglichen und das Unternehmen zu diversifizieren. Durch die neue Ressourcensteuer wird der Rückkauf von eigenen Aktien interessant, da sich die Attraktivität von Investitionen deutlich eingetrübt hat. Mit Aktienrückkäufen kann der Shareholder-Value erhöht werden, wovon bestehende Aktionäre profitieren. Wir sind überzeugt, dass wir in Norwegen Aktienrückkaufprogramme sehen werden.

5. Ressourcensteuer wird auf 20% halbiert und alle Parteien behalten ihr Gesicht

Das Tauziehen um die neue Steuer geht dieses Jahr in die nächste Runde. Die Produzenten konnten bereits einen kleinen Erfolg erzielen. Die Steuer wird im Jahr 2023 auf die effektiv erwirtschafteten Erträge und nicht auf einen Fixpreis angewendet. Dies ermöglicht, langfristige Absatzverträge zu schliessen. Eine Steuer von 40% führt zu deutlich höheren Steuereinnahmen als die norwegische Regierung von der neuen Steuer erwartet. Die Opposition von Küstenregionen, einer gesamten Industrie sowie der Bevölkerung üben mächtig Druck auf die Regierung aus. Wir erwarten einen Kompromiss. Damit wahren alle Parteien ihr Gesicht, die Regierung erhält zusätzliche Steuereinnahmen, die Unternehmen können auf weitere Entlassungen verzichten und das gewünschte Wachstum der Industrie geht weiter. Wir rechnen mit einer Halbierung des Steuersatzes auf 20%. Da die Aktienkurse bereits ein Worst-Case-Szenarium eingepreist haben, eröffnen sich neue Chancen.

6. Ein stärkerer Yen zieht internationale Investoren an

Lange agierte die japanische Zentralbank wie eine Bastion gegen steigende Zinsen - selbst nach der Zinswende in den USA und Europa. Doch nun verkündete die Zentralbank, höhere Zinsen für langlaufende Anleihen zuzulassen. Ein erster kleiner Schritt. Wir erwarten, dass der Yen erstarkt und sich die Unterbewertung zum USD verkleinert. Auf der einen Seite führt dies zu Währungsgewinnen, auf der anderen Seite fliesst neues Geld in den Markt. Dies führt zu einem Re-rating der Multiples. Japan ist und bleibt einer der wichtigsten Märkte im Bereich Fish & Seafood. Die Unternehmen zeigen sich breit diversifiziert. Mit Warren Buffett befindet sich ein bekanntes Gesicht im gleichen Investoren-Boot in den japanischen Seafood-Sektor. Erst vor kurzem hat Berkshire Hathaway seine Investitionen in Japan deutlich aufgestockt.

7. Die ersten landbasierten Aquakulturen erzielen einen positiven operativen Cashflow

Die besseren Margen, ausgelöst durch das fehlende Angebot, ermöglichen hybriden sowie reinen landbasierten Aquakulturen einen positiven operativen Cashflow zu erzielen. Nach anfänglichem Hype dieser neuen Farming-Möglichkeiten, wurden viele Unternehmen auf den Boden der Realität zurückgeholt. Der Aktienwert von Atlantic Sapphire ASA büsste beispielsweise letztes Jahr über 85% ein. Sollten sich die Preise auf einem neuen Niveau festsetzen, ist eine rentable Produktion denkbar. Dies sollte Investoren jedoch nicht dazu verleiten, ohne detaillierte Unternehmensanalyse einzusteigen. Ein Blick auf die Bewertung sowie eine genaue Analyse der Zukunftsaussichten bringen Aufschluss.

8. Wildfischspezien auf Erholungskurs

Die stärkere Regulierung der Fischerei zeigt Erfolge. Wildfischbestände erholen sich und ermöglichen den Unternehmen ein florierendes Geschäftsmodell für die Zukunft. Wichtig dabei ist, dass man aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt hat und diese nicht wiederholt. Beachtet man dies, dürften die Fangquoten mehrere Jahre angehoben werden, bis ein nachhaltig befischbares Level erreicht ist. Die schrittweise Quotenerhöhung ist dabei ein Segen. Die bestehenden Kapazitäten können bis zur Vollauslastung genutzt werden. Da das Wildfanggeschäft mit hohen Fixkosten operiert, sind die letzten Prozentpunkte der Auslastung besonders lukrativ. Erst danach sind neue Investitionen in die Kapazität nötig, die jedoch mit planerischer Sorgfalt angegangen werden können. Ein Beispiel für eine solche Spezies ist die Chilean Jack Mackerel.

9. Eine neue Käfigtechnologie schafft den Marktdurchbruch

Das von SinkabergHansen und der AKVA Group im Jahr 2018 lancierte Farming-Projekt für das Atlantis Subsea Faming zeigt sich als Erfolg. Noch nie zuvor wurde Lachs während der gesamten Produktionszeit zwischen 20 und 60 Meter tief ins Meer getaucht. Mit dieser neuen Farming-Methode werden den Seeläusen der Kampf angesagt. In diesen Tiefen kommen Seeläuse und Krankheiten seltener vor und Behandlungen werden überflüssig. Dies bietet enorme ökologische sowie ökonomische Vorteile. Nach dem «Proof of Concept» erwarten wir dieses Jahr den Marktdurchbruch.

10. Nachfrage nach Meeresalgen als Nahrungsmittelquelle steigt

Algen liegen voll im Trend. Es werden Jahr für Jahr mehr davon gegessen und das nicht nur in den Ländern des Fernen Ostens, in denen es bereits eine sehr starke Tradition für algenhaltige Nahrungsmittel gibt. Selbst in Europa nimmt der Algenkonsum kontinuierlich zu. Hier wird zurzeit noch hauptsächlich wild wachsender Seetang geerntet. Das soll sich nun ändern: Der Algensektor soll ganzheitlich im Rahmen der «EU-Algeninitiative» angegangen werden. Es wurden 23 Massnahmen definiert, um Möglichkeiten für die Algenindustrie zu schaffen, damit sie zu einem nachhaltigen und regenerativen Sektor wachsen kann, der in der Lage ist, die wachsende Nachfrage in der EU zu befriedigen. Algenprodukte finden bereits heute eine breite Anwendung für Kosmetika, Arzneimittel und Energieerzeugung. Auch als Biokraftstoff oder Biokunststoff sowie in der Landwirtschaft können Algen verschiedenster Arten verwendet werden. Wir erwarten dieses Jahr einen erneut deutlichen Anstieg der Nachfrage. Eines unserer Portfolio-Unternehmen, welches sich dem Thema Algen verschrieben hat ist Tao Kae Noi.

Es ist unumstritten, dass das Jahr 2022 im gesamten Investitionsumfeld Herausforderungen und Unsicherheiten mit sich gebracht hat. Wir sind jedoch optimistisch, was den Fortschritt der Industrie und die Zukunft angeht. Global findet unter der Wasseroberfläche eine Revolution statt. Auch wenn dies vielen noch nicht bewusst ist: Bessere Technologien, Produktionsprozesse und gezielte Investitionen in die Aquakultur läuten eine Zukunft ein, welche grössere Ernährungssicherheit, höhere Einkommen für die Fischer, gesunde und schmackhafte Proteine für Millionen von Menschen, eine positive Bilanz für die Umwelt und das Klima sowie grossartige Investitionsmöglichkeiten mit sich bringt.

Jahresrenditen der Fonds:

Bonafide Global Fish Fund EUR: -2.25%
Bonafide Global Fish Fund EUR -A-: -2.25%
Bonafide Global Fish Fund CHF: -5.59%
Bonafide Global Fish Fund CHF -A-: -5.33%
Bonafide Global Fish Fund USD: -5.22%
Bonafide Investment Fund – Best Catches: +7.03%
Bonafide Investment Fund – HBC I: -53.15%
Bonafide Investment Fund – HBC II: -52.50%
Bonafide Investment Fund – Opportunities I: +10.40%

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