Seafood Expo in Barcelona

Philipp Hämmerli | 13. Mai 2024

Industrieausstellungen sind gute Gradmesser, wie es um einen spezifischen Sektor steht. Unsere Analysten packten die Chance und reisten im April 2024 an die Seafood Expo in Barcelona, um die Stimmung zu messen. Allein die Rekordteilnahme von über 35‘000 Seafood-Spezialisten zeigt den Wachstumspfad dieser Lebensmittelsparte eindrücklich auf. Bonafide teilt Eindrücke von der global grössten Fisch-Messe.

Blick von oben in eine der sieben riesigen Ausstellungshallen an der Seafood Expo in Barcelona. Quelle: Bonafide

Branchenorganisation aus Japan

Als wir im November in Japan die Zucht der Gelbschwanzmakrele besuchten, stellte sich uns die Frage, ob das Cluster über eine Organisation verfügt, die den Fisch auch international vermarktet. Die produzierten Makrelen müssen schlussendlich in geeigneten Märkten auch ausserhalb Japans verkauft werden. Es war höchst erfreulich, dass bereits 2022 die „Japan Farmed Fish Association“ gegründet wurde und diese auf der Messe in Barcelona mit einem beeindruckenden Stand vertreten war. Die Einkäufer konnten mehrmals am Tag frisch zubereitete Häppchen der Gelbschwanzmakrele probieren und sich vom Geschmack überzeugen lassen.

Messestand der „Japan Farmed Fish Association” bewirbt Gelbschwanzmakrele. Quelle: Bonafide

Lachs dominiert

Obwohl die Ausstellungsfläche der Gelbschwanzmakrele ebenfalls stetig wächst, bleibt es vorerst ein Nebenschauplatz. Die Expo wird von den orangefarbenen Lachsfilets und ihren Produzenten dominiert. Selbst in den Vitrinen von Zwischenhändlern liegt fast überall ein Lachs, aufgehübscht und auf Eiswürfel gekühlt, zur Schau bereit. Die Messestände der Norweger und Chilenen lassen keine Zweifel übrig, wo die besten Margen erzielt werden. Da Konsumenten weiterhin bereit sind, die erhöhten Preise für Lachs zu stemmen, bleibt den Einkäufern keine andere Wahl, als den versatilen Fisch teuer einzukaufen.

Mehr Aufmerksamkeit geht nicht: Banner von SalMar am Haupteingang. Quelle: Bonafide

US-Markt schwächelt

Die Party in den Pavillons der Lachszüchter könnte noch ausgelassener sein, wenn nicht der schnell wachsende US-Markt für Lachs seit drei Quartalen eine Schwächephase durchmachen würde. Die aufgebrauchten Ersparnisse und die gestiegenen Lebensmittelpreise veranlassen Verbraucher dazu, auf preiswertere Alternativen umzusteigen. Dies hinterlässt deutliche Spuren bei den Lachspreisen auf der anderen Seite des Atlantiks. Wichtig ist, dass das Produktmarketing und damit die stetige Entwicklung der Nachfrage durch Promotionen erhalten bleibt. Mowi, als einziger Produzent in sieben verschiedenen Weltregionen, hat eine Vorreiterrolle inne. Ihre in den USA kürzlich lancierte „Mowi 7 Origins“-Kampagne soll Konsumenten dazu verführen, Lachs aus allen Regionen zu probieren und miteinander zu vergleichen.

Messestand von Mowi im Zeichen ihres globalen "Brands". Quelle: Bonafide

Mowi’s US-Kampagne für Lachs von ihren sieben Zuchtstandorten

(Quelle: MOWI Salmon US / youtube.com)

Zulieferindustrie ebenfalls vor Ort

Seit einigen Jahren sind Zulieferindustrien mit Verarbeitungsmaschinen, Verpackungen oder Zuchtequipment ebenfalls anwesend. Die Expo bietet daher eine Plattform, um grosse Investitionen anzukündigen oder neue Technologien zu erkunden. So hat Grieg Seafood mit der deutschen Baader Group einen Kontrakt über 130 Millionen norwegische Kronen, für ihre neuen Verarbeitungslinien am Flughafen Oslo, angekündigt. Im Vergleich zu den Vorjahren haben wir festgestellt, dass sich verstärkt Führungskräfte zeigen. Letztendlich suchen die Menschen auf Messen genau das, was sie vermehrt wünschen: echte, zwischenmenschliche Kontakte anstelle von Interaktionen mit künstlicher Intelligenz.

Viel Bewegung vor dem Stand der Nissui-Gruppe. Quelle: Bonafide

Kommentare