#BlueRevolution - Zeit zum Eintauchen
Der Fish & Seafood Sektor bietet eine historisch günstige Gelegenheit. Die Bewertungen liegen auf dem Niveau der Jahre 2013/2014, während die Unternehmen sich weiterentwickelt haben.
Integrated Multi-Trophic Aquaculture (IMTA) beschreibt ein Aufzuchtsystem in der Fischzucht mit weitestgehend geschlossenen Kreisläufen, bei dem die Nebenprodukte einer Spezies für untergeordnete Spezien als Nahrungsquelle nutzbar gemacht werden. Wie dargestellt, kommen dabei im Idealfall eine Vielzahl an aufeinander abgestimmter Spezien zum Einsatz, die das ganze Jahr über – in einem biologischen Gleichgewicht lebend – anfallende Abfallstoffe recyceln. Dies sorgt letztlich für gesündere Gewässer.
Die Konzentration an Fremdkörpern im Wasser, die durch den Menschen im Rahmen der Fischzucht oder auch durch landwirtschaftliche und industrielle Tätigkeiten entlang von Flüssen eingebracht wurden, kann so wieder auf ihr ursprüngliches Niveau reduziert werden.
Umweltkatastrophen, wie Algenblüten, werden durch den geringeren Nährstoffgehalt im Wasser weniger wahrscheinlich. Und die Fischzüchter selbst profitieren von einer breiteren Produktpalette und einer geringeren Abhängigkeit beim Fischfutter.
Trotz der Vorteile des IMTA-Konzepts sind wir heute aber wohl noch viele Jahre von dessen praktischer Umsetzung entfernt – v.a. weil es zunächst gilt, jede Spezies für sich zu meistern, bevor wir anfangen sollten, sie miteinander zu kombinieren. Vielversprechende Fortschritte sind in dieser Hinsicht aber bereits erkennbar. So nähern sich mit Kabeljau, Heilbutt, Barramundi und Yellowtail Kingfish nicht nur zahlreiche neue Salzwasserfische der kommerziellen Reife, nein, auch für Muscheln und Seetang, die für die Bioremediation besonders wichtig sind, gibt es ehrgeizige Wachstumspläne.
Bei einem Besuch bei Lerøy Seafood Group ASA im Mai 2022, den FAIRR im Rahmen ihres Aquafeed Engagements organsiert hat, konnten wir das Unternehmen bei der diesjährigen Seetang-Ernte beobachten und zu dessen Plänen für die Algenzucht befragen. Denn, was viele Leute nicht wissen: Der Lachszüchter Lerøy ist mit einem jährlichen Produktionsvolumen von rund 300 Tonnen an heimischem Sugar Kelp auch grösster Algenproduzent Europas. Im internationalen Vergleich, wo heute schon rund 30 Mio. Tonnen des neuartigen Rohstoffs v.a. für den asiatischen Markt produziert werden, ist das zwar eine verschwindend geringe Menge, aber wenn es nach Lerøy geht, soll das zumindest nicht mehr lange so bleiben. Bis 2030 plant das Unternehmen die Produktion auf rund 100.000 Tonnen auszubauen, was in etwa einer Verdopplung in jedem der kommenden acht Jahre entspricht. Verglichen mit Lerøys aktueller Lachsproduktion von knapp 186.000 Tonnen, ein ehrbares Ziel, wie wir finden.
Der Grund für die noch wesentlich geringeren Anbaumengen in Europa ist in erster Linie wohl beim unterschiedlichen Nachfrageverhalten in den beiden Regionen zu suchen. Während Algen in Asien durchaus öfter auch auf dem Esstisch landen (und Freunde von Algensalat und Algenchips wissen, dass diese durchaus schmackhaft sein können), finden europäische Algen zurzeit nur als Tierfutter Anwendung. Als Zusatz im Schweinefutter tragen Algen beispielsweise zu einer besseren Darmflora und einer reduzierten Sterblichkeit von entwöhnten Schweinen bei. Und auch im Viehfutter schaffen sie einen Mehrwert, indem sie die Methanemissionen von Kühen um bis zu 30% reduzieren. Trotzdem ist der Anbau von Algen aktuell noch ein defizitäres Geschäft, welches Lerøy jährlich mit 15-20 Mio. NOK bezuschusst.
Damit das nicht so bleibt, müssen sich in Zukunft einige Dinge ändern. So sollten die Absatzpreise, durch zunehmenden menschlichen Konsum der Algen oder auch durch eine gesteigerte Wertschätzung reduzierter Methanemissionen, künftig gesteigert werden. Ernte und Weiterverarbeitung sollten durch die Weiterentwicklung anwendungsspezifischer Maschinen weiter automatisiert und skaliert werden, woran Lerøy bereits mit Hochdruck arbeitet. Neue Methoden könnten entwickelt werden, um Algen länger haltbar zu machen. Und Regulationen, die aktuell noch nicht ausreichend zwischen Lachsfarmen und Algenfarmen unterscheiden, sollten angepasst werden, damit sich die Farmen künftig ergänzen und nicht konkurrieren. Neue Anwendungsgebiete in der CO2-Kompensation, im Energiesektor und sogar im Baugewerbe laden auch langfristig zum Träumen ein. Die Einsatzmöglichkeiten von Algen sind jedenfalls vielfältig und wir stehen gerade erst am Anfang diese für uns zu nutzen.
Am Ende der Reise bleibt der Eindruck, dass Algenfarmen in Europa, zumindest mittelfristig, durchaus Potential haben. Für Bonafide hat Lerøy mit seinem Ocean Forest daher Weitblick bewiesen und gezeigt, dass Nachhaltigkeit im Unternehmen weiter hoch im Kurs steht. Algen als Teil der Wertschöpfungskette «Seafood» sind für uns ein spannendes Thema – nicht umsonst sind wir über Taokaenoi Food & Marketing PCL schon seit 2019 ins Algen-Geschäft investiert. Wir werden die Entwicklung der Industrie künftig weiter im Auge behalten und sehnsüchtig dem Tag entgegensehen, an dem wir in den Genuss von emissionsfreiem Lachs kommen.
Was denken Sie über das Potenzial von Algen? Gerne tauschen wir uns persönlich mit Ihnen zu diesem spannenden Thema aus. Zögern Sie nicht, uns zu kontaktieren.
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